Samstag, 30. April 2016

Moin moin

Es freut mich sehr, heute in dieser Weise von der Nordsee grüßen zu dürfen!
Frisch gestärkt durch die vierte Chemositzung hatte ich keine Probleme mit der 700km Anreise. Das Autofahren (leider nicht mit dem neuen Auto, aber das Alte ist auch nicht schlecht) machte Spaß. Vernünftigerweise überließ ich auch meinem Sohn für eine Weile das Steuer.
Auf die Dauer nervt es schon, wenn alle Unternehmungen von meinem Zustand abhängig sind und meine Frau hatte kaum geglaubt, dass wir noch einmal in unser Ferienhaus nach Fedderwardersiel kommen.
Vor zwei Jahren waren wir kurz nach der Diagnose hier und versuchten die Situation zu verarbeiten. Ich drängte auf eine Fahrt mit der Wega, dem kleinen Ausflugsschiff, mit dem unsere Kinder vor Jahrzehnten schon begeistert unterwegs waren. Die Wega bietet auch Seebestattungen an und ich wollte das Schiff mal in dieser Beziehung betrachten.
Leider wurde ich gestern auf andere Weise mit dem allgegenwärtigen Thema Krebs konfrontiert: Auf der Seite     http://www.wega2-info.de/    fand ich:

Herzlich willkommen bei der Reederei Wega 2
Unsere Reederei besteht seit 2006, als wir die
Wega 2 von Käpitän Hüttenmeister übernommen haben. Wir, das sind Reinhild und Dieter Niessen, beide Kapitäne und bis dahin auf Trampfahrt unterwegs. Trampfahrt ist zwar ein spannendes Leben, aber irgendwann wollten wir auch mal längere Zeit in einem richtigen Haus leben. Da kam das Angebot von Hüttenmeister gerade recht: weiter zur See fahren und abends zu Hause sein. 
Mein Mann Kapitän Dieter Nießen hat Anfang 2016 nach langer schwerer Krankheit seine letzte Reise angetreten. Er wird uns sehr fehlen. Aber die Wega2 fährt weiter - mit mir und unserem Sohn Kapitän Ole Nießen. 

Anfang 2016 hatte ich auch schon damit gerechnet, in absehbarer Zeit auf dieser Reise zu sein!


Übrigens sahen wir aus der Ferne in Bremerhaven die Albatros (verrückt nach Meer) liegen!!!


Dienstag, 26. April 2016

Die Knochenmühle

Unter dem Titel. "Dein Freund, der Tod" brachte die Süddeutsche Zeitung am vergangenen Samstag wieder interessante Aspekte zu diesem Thema, mit dem jeder früher oder später einmal zu tun hat!
Zitat aus dem Text: "Die Menschen haben noch immer große Angst vor dem Lebensende. Eine neue Generation von Bestattern setzt sich für ein entspanntes Verhältnis zum Sterben ein. Der Abschied muss kein trauriger sein. Bestatterin Caitlin Doughty: "Mein Verhältnis zum Tod stelle ich mir wie eine menschliche Beziehung vor. Es gibt Höhen und Tiefen, mal verhält sich der Tod richtig schrecklich und dann ist er wieder okay. Der Tod ist wie ein Lebenspartner, nach dem ich immer mal wieder sehen muss. Die Beziehung zu ihm wird sich im Laufe meines Lebens dramatisch verändern. Aber ich muss immer dranbleiben."
Wir sollten damit anfangen, uns ein paar unangenehme Wahrheiten über den Tod bewusst zu machen. Die Sache mit den Knochenmühlen wäre so eine Wahrheit. Es ist nämlich mitnichten so, dass ein verbrannter Körper komplett zu zarter Asche zerfällt, wie wir gern glauben. Nein, im Anschluss an die Kremation müssen die Knochen in einer automatischen Knochenmühle pulverisiert werden."

Das mit der Mühle war mir echt neu und wenn ich so an meine Knochenschmerzen denke, bin froh, eine Erdbestattung bestellt zu haben!

https://zeitung.sueddeutsche.de/webapp/issue/sz/2016-04-23/page_2.171616/article_1.2959090/article.html

Freitag, 22. April 2016

Vorbilder für Krebsbewältigung

  • In unserer Heimatzeitung "Der neue Tag" wurde über Dr. Ebo Rau berichtet. Er hat eine eigene Seite: http://www.eborau.de/ und kämpft seit 1997 mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Gerne gibt er seine Erfahrungen weiter.
  • Von einem Freund aus der hiesigen Selbsthilfegruppe bekam ich ein Buch über "Ein langes Leben mit Prostatakrebs, etwas Besseres als den Tod findest Du allemal". Gert Unterstenhöfer ist 18 Jahre nach seiner Diagnose gestorben. Link zu seinem Buch: http://www.hayit.de/autor-unterstenhoefer.html
Auch ich glaube, dass es bei Krebs eine Interaktion zwischen Geist und Körper gibt. Allerdings musste ich schon erfahren, dass der Körper am längeren Hebel sitzt. Froh bin ich, am eigenen Leib zu erfahren, dass die erfolgreiche Chemo den Geist wieder (vorübergehend) in die Vorteilsposition bringt!

Der Artikel mit dem Titel "Tumor mit Humor" erinnert mich an das Interview, das ich nun vor fast einem Jahr in der oben genannten Zeitung gegeben habe. Das Lachen ist mir zu Beginn dieses Jahres ziemlich vergangen. Trotzdem macht das Buch "99 Doktorregeln" Spaß. Link dazu: https://www.onetz.de/amberg-in-der-oberpfalz/kultur/99-doktorregeln-des-gebuertigen-ambergers-chris-kristuf-tumor-mit-humor-d1661545.html

Vergangener Donnerstag war ein Tag, für den es sich gelohnt hat, zu leben.

Bei herrlichem Sonnenschein schmeckte seit Langem wieder einmal ein Bier!

Mittwoch, 20. April 2016

Braucht die Palliativmedizin einen neuen Namen?

Am 19.4.16 erschien in der Süddeutschen Zeitung ein interessanter Artikel zu diesem Thema. Zitat daraus:
"Leidenslinderung ist nicht nur auf die letzte Lebensphase begrenzt, sondern von der Situation des Patienten abhängig", sagt Georg Marckmann, Medizinethiker an der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Weil es die überholte Vorstellung von Palliativmedizin ausschließlich als Sterbensbegleitung gibt, wird sie oft zu spät hinzugezogen." Claudia Bausewein sieht die Gefahr einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: "Da auch viele Ärzte die Palliativmedizin nur mit dem Lebensende in Verbindung bringen, kommen etliche Patienten spät zu uns und sterben dann auch in Kürze."
Um die Wahrnehmung der Palliativmedizin zu ändern, müsse auch ein Umdenken von Ärzten und Pflegekräften stattfinden. Die kanadischen Patienten berichteten, dass es besonders die Doktoren und Krankenschwestern waren, die damit vor allem die Versorgung am Lebensende gemeint hätten. "Wer ein Problem mit dem Begriff hat, hat auch ein Problem mit dem Thema", sagt Bausewein. "Krebsmediziner müssen die grundsätzliche Frage zulassen, wie früh sie mit Patienten darüber reden, dass eine Krankheit nicht nur gut ausgehen, sondern auch den gegenteiligen Verlauf nehmen kann."

Auch ich selbst sehe in meiner derzeitigen Behandlung oft nur ein Hinausschieben einer unweigerlich bevorstehenden Endphase.

Der ganze Artikel ist zu lesen unter:  http://sz.de/1.2954397

Sonntag, 17. April 2016

"Gleich komme ich, Sie zu erlösen"

so rief mir gestern eine liebe Schwester im Chemotherapieraum zu, als sie sah, dass alle Beutel an meinem Ständer leer getropft waren. Ich konnte mir nicht verkneifen, zu bemerken, dass solch ein Angebot an einen unheilbar Krebskranken auch falsch verstanden werden könnte. In der Runde gab es eine kurze Diskussion zu dem neuen §217.
Aber Spaß beiseite, ich möchte hier zwei bemerkenswerte Links zum Thema Sterben anbieten:

Freitag, 15. April 2016

Blutspende

Zum ersten Mal in meinem Leben bekomme ich heute anderes Blut! Gestern musste ich schon einen langen Fragebogen ausfüllen. Dabei wurde auch nach einem Blutspendeausweis gefragt. Ich fand ihn, ganz hinten in meiner Geldbörse! Er ähnelt dem "grauen Lappen", den viele Autofahrer heute noch schätzen. Der Eintrag: Erste und einzige Blutspende am 29.5.1967. Da war ich noch Student und ich ich hätte eigentlich in meinem Leben schon öfter mal gehen können. Aber dazu ist es nun zu spät!
Nachtrag am Nachmittag: Das Blut habe ich gut vertragen, der Schwindel ist weg und ich fühle mich wieder stärker, ein schöner Erfolg zur Chemohalbzeit!

Mittwoch, 13. April 2016

Mit dem Auto beim TÜV, das letzte Mal?

Wer geht heute noch selbst mit seinem Auto zum TÜV? Wenn möglich, habe ich das gerne selbst gemacht, um das traumatische Erlebnis mit meinen ersten Auto vor fast 50 Jahren aufzuarbeiten. Nur auf dem Gnadenweg ließ man mich damals mit der Rostlaube noch vom Hof fahren. Nach einer abenteuerlichen Reparatur gab es dann aber doch die Erlaubnis, den Renault Dauphine 2 Jahre zu nutzen.
Auch wenn heute problemlos eine neue, bunte Plakette geklebt wird, klingt die alte Freude noch an. So wie ich meine Lage einschätze, werde ich die erlaubten 2 Jahre mit dem Ford aber kaum noch persönlich voll nutzen. So schließt sich auch hier ein Lebenskreis, der 9 verschiedene Autos umfasst, die mir meist treue Dienste geleistet haben.

Samstag, 9. April 2016

Das neue Auto ist weg

Uns Krebskranken wird oft geraten, die Zeit, die wir noch haben, zu nutzen und auch Verrücktes zu tun.
In diesem Sinne bestellte ich trotzig Ende 2015 das neue Modell meines nun 3 Jahre alten Ford. Der Wagen sollte jede neue Technik haben, wie z.B. adaptive LED-Scheinwerfer.
Bereits im Januar war der Wagen fertig, aber da hatte ich diese Sehstörungen und an Autofahren war überhaupt nicht mehr zu denken.
Dank Bestrahlung sind die Sehstörungen weg und ich setze mich wieder an das Steuer.
Doch mein neues Auto ist verkauft und hat mittlerweile einen Abnehmer gefunden
Meine Frau meint, wenn Du sonst keine Sorgen hast, dann ist das ja super!


Sonntag, 3. April 2016

Krebsalltag

Am MITTWOCH, 16. MÄRZ 2016 habe ich über meinen kurzen stationären Aufenthalt für die erste Chemo und meine beiden Mitpatienten berichtet. Gestern fand ich diese Todesanzeige.
Keine 14 Tage waren Karl noch gegeben und da ich ihn ein wenig kennen lernen durfte, traf mich die Nachricht von seinem Tod sehr tief.

Das schöne Wetter motivierte mich zu einem Ausflug mit dem E-Bike. Erschreckend, wie meine Kondition eingebrochen ist. Aber ich konnte mich noch an dem Frühling freuen. Karl Waas erlebt ihn nicht mehr in unserer Welt!

Freitag, 1. April 2016

Ein Viertel von 2016 ist vergangen

Anfang des Jahres hatte ich kaum geglaubt, so weit in das Jahr 2016 hinein zu kommen. Verwöhnt durch das gute Ansprechen der Hormontherapie im vergangenen Jahr habe ich immer noch Probleme, den "Krebsalltag" zu leben.
Eindrücke von der zweiten Sitzung der Chemotherapie, diesmal ambulant: Etwa 20 Patienten sitzen oder liegen im Therapieraum. Jeder hat seinen Ständer mit den verschiedenen Beuteln neben sich stehen. Die Schwestern sind ständig unterwegs, um zu sehen, ob es überall richtig tropft. Man erkennt Leute, die öfter hier sind und sich entsprechend ausgerüstet haben, um die Zeit zu überbrücken. Aber alle, die hier sind, haben nicht aufgegeben und versuchen noch etwas aus ihrem Leben herauszuholen. Bei mir gibt es Komplikationen und die Infusion muss unterbrochen werden. So bin ich der letzte, der den Therapieraum am späten Nachmittag verlassen kann. Ich habe Zeit, um an den Schränken die vielen Ansichtskarten zu studieren, die dankbare Patienten geschickt haben. Auch ich bin dankbar, dass ich wieder etwas Kraft bekommen habe und mit dem Linienbus nach Hause fahren kann, wo mich meine Frau freudig begrüßt!