Samstag, 8. Juli 2017

Schmerzen

In meiner Zeit mit dem Krebs habe ich schon viel an Schmerzen erlebt. Das ging soweit, dass mir Tränen kamen und ich nicht ohne Schmerzenslaut aufstehen konnte. Diese Erfahrungen decken sich sehr gut mit dem, was die Deutsche Krebshilfe im blauen Ratgeber 50 "Schmerzen bei Krebs" beschrieben hat. Jetzt erst kann ich das Heft so richtig verstehen. Ich war durchaus schon an höchsten Stufe 10. Meist leitete das dann einen Therapiewechsel ein. Mein Onkologe verschrieb mir auch immer großzügig verschiedene Medikamente, damit ich selbst herausfinden kann, was mir gut tut. Für sein Vertrauen, dass ich verantwortungsbewusst damit umgehe, bin ich ihm sehr dankbar.
Oft habe ich mich aber gewundert, wie schnell der Schmerz vergessen ist, wenn er weg ist. Ich sehe dann gar nicht ein, was denn da war und warum ich Tabletten nehmen muss. Ein Erlebnis werde ich aber nicht vergessen. Als die letzte Chemo zu Ende ging, zeigte sich das für mich an einem starken Anstieg der Schmerzen. In diesem Zustand rutsche ich einmal nachts aus dem Bett. Meine Frau schlief in einem anderen Zimmer, da ich wegen meiner Schmerzen schon so viel Unruhe verbreitete, und sie konnte mich nicht hören. Zudem hatte sie ihre Hörgeräte nicht in Betrieb.
Ich brauchte fast zwei Stunden, um wieder in das Bett zu kommen!!! Alles tat so weh, dass ich mich nirgends festhalten oder mich aufrichten konnte. Ich fühlte mich an Franz Kafkas Verwandlung erinnert, wo Gregor Samsa als Käfer erwachte und auch auf dem Rücken lag. Dies wird mir in Erinnerung bleiben, auch wenn es mir gut geht. Die Dosierung von Morphin habe ich nach einem Reduktionsversuch wieder auf den alten Wert erhöht - mein Arzt wird das verstehen. Auch das blaue Heft hat mir die Sicherheit gegeben, dass ich damit noch in einem akzeptablen Bereich bin. So hoffe ich, dass es mit dieser Morphindosis und Xtandi noch ein bisschen weitergeht - in diesem schönen Sommer!

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